Es dauerte nicht sehr lange bis den kleineren Kindern die Äugelein zu fielen,

aber auch die etwas älteren schauten schon recht müde aus. Doch plötzlich klapperte

und klopfte es draußen, so dass die Kinder erschrocken hochfuhren. Mama Syt aber versuchte sie zu beruhigen.

„Bleibt ruhig, Kinder. Es ist nur der Schneesturm, der an unseren Fensterläden reißt!“

Das hätte vielleicht auch geklappt, wenn den Kindern nicht gerade noch die böse Schneekönigin

durch ihre Köpfe geistern würde. So drängten sie sich noch dichter aneinander. Doch Mami Syt verteilte

wie jeden Abend die viel zu wenigen schon mehrfach geflickten Puppen und brachte die Kinder dann in den Schlafsaal.

Eine bittere Kälte kroch dort den Kindern entgegen, denn es konnte nur der Essensaal, der zugleich

auch als Aufenthaltsraum genutzt werden musste beheizt werden. Schnell krochen die Kinder unter ihre Decken

und kuschelten sich ein. Mama Syt überzeugte sich noch, ob alle gut zugedeckt waren, löschte die Öllampen,

wünschte allen eine gute Nacht und schöne Träume und schloss die Tür von außen. Ganz leise lagen die Kinder

in ihren Betten. Sie hatten Angst, denn der Sturm zerrte an den Fenstern, als wolle er hineinkommen.

Nur Giesi hatte keine Angst, sie war die Mutigste der Kinder. Sie hatte heute eine der wenigen

Puppen abbekommen und schlang gerade ihre Arme um sie. Da zupfte jemand von hinten an ihrer

Decke und ein ängstliches Stimmchen schlug an ihr Ohr.

„Giesi, darf ich heute bei Dir schlafen?“

Und da auch Giesi ein liebes Kind war, meinte sie leise: „Na, dann komm schnell unter meine

Decke, Lilly. Und strampele nicht wieder so. Ach ja, und bringe Deine Decke mit!“

„Die hab‘ ich schon hier!“ bibberte Klein- Lilly und kroch fix zu Giesi unter die Decke.

Es dauerte nicht lange, da krabbelte noch jemand dazu, es war Trudi. Die kleine Trudi schlüpfte

öfter nachts unter die Decken anderer Kinder. Sie meinte:

„Ich finde immer Platz, ich mache mich auch gaaanz klein!“

‚Naja‘, dachte Giesi ergeben: ‚Dann ist es wenigstens schön warm!‘

Aber noch kam kein Schlaf auf, denn auch die anderen Kinder wurden unruhig. Seufzend

stieg Giesi über Trudi und schaute sich um. Alle wollten zur mutigen Giesi, doch das

ging ja nicht. Da kam Giesi eine Idee.

„Kommt, schiebt alle Eure Matratzen zusammen, dann liegen wir alle wie in einem einzigen riesigen Bett.“

Ja, das war toll! Alle Kinder schoben nun ihre Matratzen zusammen, und da diese schwer waren,

froren sie auch durch die anstrengende Arbeit nicht so sehr. Ruckzuck schoben die Mädchen

ihr “Riesenbett“ zusammen und kuschelten sich dicht aneinander.

Aber Mama Syt ist dieses Schieben und Scharren nicht entgangen. Leise ging sie die Treppen

hoch zum Schlafsaal und öffnete vorsichtig die Tür. Ein Lichtstrahl vom Treppenflur zeigte

der Heimleiterin, was ihre Schützlinge getan hatten. Sie lächelte nur glücklich und schloss wieder leise die Tür.

„Ja, das sind meine Kinder!“ murmelte sie vor sich hin.
Sie war sehr stolz, dass die Kinder so gut zusammen hielten. Denn das war ihr Verdienst!

Die Kinder bemerkten sehr wohl, dass ihre Mami Syt hineingelugt hatte, taten aber so,

als würden sie alle schlafen. Denn keines wollte Mama Syt Kummer machen, sie hatten sie nämlich alle sehr lieb...




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