Erwartungsvoll standen die Mädchen mit fest zugekniffenen Augen im Kreis.

Da plötzlich war es ihnen, als wehte ein leiser warmer Windhauch durch den Schlafsaal.

Da hielt es Jeany nicht mehr aus und lunzte nur ein ganz klein wenig. Doch in dem Moment

verschwand dieser warme Hauch und Jeany sah, dass sich nichts geändert hatte.

Und schon schimpfte Minihops los:

„Wir werden nie ankommen, wenn ihr nicht ganz fest die Augen schließt, bis ich sage,

dass ihr sie wieder öffnen könnt!“ Ihr hohes Stimmchen vibrierte vor Erregung.

Und nun meldete sich auch noch Thaliog aus seinem zusammengebundenen Kopfkissen:

„Is will raus hier, is will nach Hause! Hier is nis sön drin!“

Das Kopfkissen wackelte nun bedenklich, so dass Hermine Mühe hatte, dieses zappelnde Kissen festzuhalten.

„Also auf ein Neues!“ befahl das quirlige Elfienchen den Kindern. „Und nun schließt

ihr die Augen so lange, bis ich euch sage, dass ihr sie wieder öffnen dürft. Es wird

nämlich Zeit, dass Thaliog nach Hause kommt, bevor noch mehr von uns auf

die Idee kommen, ihn zu suchen. Also Augen zu!“

Sofort schlossen alle Anwesenden die Augen und kniffen sie besonders fest zu. Und

wieder wehte dieses laue Lüftchen und spielte mit den Haaren und Nachtkleidern der Kinder.

„Nun könnt ihr die Augen wieder auf machen!“ piepste Minihops fröhlich. Das ließen sich die

Kinder nicht zweimal sagen und öffneten ihre Augen. Was sie da sahen, konnten sie nicht

glauben! Jutta wischte sich über die Augen, weil sie dachte, es sei ein Trugbild. Einige der

Mädchen kniffen sich, um sich zu vergewissern, dass es kein Traum war, was sie da sahen.

Egal, was sie taten, das was sie sahen blieb bestehen! Vor sich sahen die Kinder etwas,

was wie ein kleines Dörfchen aussah, aber alles war so anders. Die Häuser waren nicht so

wie sie das kannten, sie waren rund und hatten gewölbte Dächer. Auch die Fenster waren rund

oder oval und die Scheiben blitzen vor Sauberkeit in der Sonne. Auf der Wiese, auf der sie gemeinsam

standen war es angenehm warm, das Gras war ganz weich, auch sah es anders aus. Es standen

Bäume zwischen den runden Häusern, die die Bewunderung der Kinder hervorriefen. An einem Baum

hingen den Kindern unbekannte Früchte in einem schillernden hellen Blau, ein anderer Baum stand

in voller Blüte mit den wunderschönsten Blüten, die man sich vorstellen konnte. Andere Bäume

wiederum verloren ihre Blätter, der leichte laue Wind trug sie auf einen Haufen. Die

Blätter waren wunderschön, es gab sie in allen erdenklichen Farben und Formen.





„Oh, ist das schön!“ sprach Giesi ergriffen vor sich hin.

Die Kinder standen entrückt und völlig ergriffen da und trauten noch immer

ihren Augen nicht. Es gab so viel zu sehen, zu bestaunen, so viel Unbekanntes,

das man denken könnte, die Kinder seien in eine Art Starre verfallen. Aber die fröhliche

und lustige Minihops holte die Mädchen aus ihren Gedanken heraus in die Realität.

„Kommt, damit wir Thaliog heimbringen, er muss schnellstens gesund gemacht werden.

Vielleicht hat seine Mama seine Abwesenheit noch nicht bemerkt, sie ist nämlich schon

seit einigen Wochen unterwegs. Also kommt schnell!“ sprach‘s und flatterte voraus.

Aber nicht in Richtung des hübschen bunten Dorfes, sondern in Richtung des Waldes, der

auch ganz anders aussah als die irdischen Wälder. Auch diese Bäume waren bunt, manche

Stämme hatten sogar die Farben des Regenbogens. Das Gras unterhalb der Bäume war ebenfalls

bunt, aber nicht so bunt wie die Bäume. Und weich war das Gras, es lud zum Verweilen ein,

aber die Kinder wurden vorangetrieben vom emsigen Elfienchen. Daher hatten die Mädchen kaum

Zeit alles zu bestaunen und zu bewundern. Und dabei gab es so viel Neues und Unbekanntes und Schönes!

„Ist das das Paradies?“ flüsterte Amelie, sich an Hermine wendend.

„Bestimmt!“ hauchte diese vor Ergriffenheit zurück. Da sahen die Kinder in der

Ferne auf einer großen Lichtung eine riesige Kuppel stehen. Diese Kuppel war in einem zarten

grün gehalten mit irisierenden Rauten. Oh, war das schön anzuschauen. Je näher die Gruppe an

diesen Kuppelbau kam, desto mehr zappelte Thaliog in seinem provisorischen Sack. Hermine musste

sehr aufpassen, dass sie den Knoten fest in der Hand behielt. Auf ihre Frage, was denn los sein,

erhielt sie von dem Drachen keine Antwort, aber das Zappeln verstärkte sich noch mehr...




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