Alle standen ergriffen um die Drachenmutter und ihr Junges herum, denn niemand

wollte diese ergreifende Geste stören. Es war wunderschön den beiden zuzusehen.

Das galt für die Erdenkinder wie auch das Elfienchen. Doch Mutter Goliath war es selbst,

die diesem Augenblick ein Ende setzte.

„Nun zeig erstmal Deinen Flügel, mein Junge!“ sprach sie und zupfte an dem Verband.

Doch die riesigen Zähne waren genauso ungeeignet wie die spitzen langen Klauen. Und wieder

war es Giesi, die ihren besonderen Mut bewies und hinzu trat.

„Warte bitte einen Moment, Frau Drache!“ flüsterte sie und bückte sich zu Thaliog hinab.

„Hihihi!“ zischte der große Drachen. „Frau Drache hat mich noch nie jemand genannt!“

Es schien als könne sich Goliath nicht mehr halten vor Lachen. Immer wieder vibrierte sie

und mit ihr die Erde, auf der die Kinder standen. Außerdem kamen in kurzen Abständen immer

wieder bunte Rauchkringel aus den großen Nüstern. Ja, so lachten wohl Drachen. Als dich die

Drachenmutter ein wenig beruhigt hatte, grollte sie zu den Kindern:

„Danke, dass ihr meinen kleinen Hosenmatz aufgesammelt und versorgt habt. Deshalb gehört

ihr zu meinen Freunden. Und Freunde dürfen Goli zu mir sagen!“

Inzwischen war Giesi fertig mit dem Abwickeln des Verbandes, und das Loch im Flügel war

für alle sichtbar.





Gespannt schauten nun alle Goli an, diese aber meinte:

„Siehst du, mein Sohn, das hast du nun davon, dass du wieder mal ohne Erlaubnis und

Schutz die Welt erkunden wolltest. Eigentlich sollte dein Flügel die nächsten Monde

über so bleiben, dann bin ich gewiss, dass du nicht mehr ausreißt!“

„Mami, bitte niss, is niss mehr reißen aus, is immer artis sein. Bitte Mami!“ bat

herzerweichend der kleine Thaliog seine Mutter. Gütig schwenkte diese ihren großen Kopf

hoch und runter. Das sollte bestimmt ein „JA“ sein, denn schon war ein freudiges Lächeln

auf Thaliogs Gesicht. Goli aber brummte zu Lore:

„Minihops, fliege doch schnell zu Lavendel. Sie möchte ganz schnell herkommen und ihren

Blütenstaub mitbringen!“ Und schon sauste Minihops durch die klare laue Luft dem Örtchen zu,

an dem sie vorhin alle vorüber gegangen waren.

„Und ihr Erdlingskinder kommt alle mit in mein Haus!“ sprach sie, packte Thaliog mit ihrem

Maul im Nacken und trug ihn in die Kuppel. Die Mädchen fassten sich bei den Händen und

liefen Goli in gehörigem Abstand hinterher, denn der Schwanz des Drachen war sehr lang

und dick und schleuderte bei jedem Schritt hin und her.

In der Kuppel angekommen nahm das Staunen kein Ende. Was es alles zu sehen gab! Ringsherum

waren kleine Aussparungen und in jeder lagen weiches Gras und flauschige Blütenblätter.

Doch in zwei dieser Ausbuchtungen lag auf dem Polster je ein Ei. Aber nicht irgendein

Ei, nein, es waren riesengroße Eier. Sie hatten fast die Größe der Mädchen.

Andächtig umringten die Kinder eines dieser Eier. Es war rosa mit pinkfarbenen

ungleichmäßigen Tupfen. Die Schale war nicht etwa glatt, sie war rau und sah aus

wie eine Kraterlandschaft. Ab und an hörten die Kinder ein ganz leises Kratzen und

dabei bewegte sich das Ei auch ein klein wenig. Fragend schauten sie zu Goli hinüber.

Und diese verstand sofort die stummen Fragen der Kinder.

„Ja, das sind meine weiteren Kinder. Meine Tochter in diesem rosa Ei sollte eigentlich

schon geschlüpft sein, aber sie lässt sich Zeit. Immer wenn ihr es kratzen hört, dann

bewegt sich mein Töchterlein, es dreht sich um und sucht nach Nahrung im Ei.“

„Aber die Eier sind doch so groß und Thaliog ist so winzig! Kam er auch aus so

einem Ei?“ unterbrach Wally die Drachenmutter. Diese wollte gerade zu einer Antwort

ansetzen, da kam das Elfienchen eiligst hereingeflogen, im Schlepptau flog hinterher

ein wunderschönes zartes Geschöpf, dessen Kleidung aus Blütenblättern zu bestehen schien.

„Hallo Erdlingskinder, seid gegrüßt, Minihops hat mir schon von euch erzählt!“ piepste

sie beim Vorbeiflattern und ließ sich neben Thaliog nieder, der es sich in einem von

diesen Nestern bequem gemacht hatte. „Ach ja, ich heiße übrigens Lavendel und bin eine Blütenfee!“

Vergessen waren erst einmal die Eier, die Kinder drängten sich nun um ihren

kleinen Freund herum und wollten zusehen, was nun passiert...




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