Die Kinder kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Aber als sie diese wunderbaren, lecker duftenden Speisen sahen, die
die Bibis herantrugen, da konnten sie nicht widerstehen und langten
tüchtig zu. So viel bekamen die Mädchen in ihrem Waisenhaus sonst nie
zu essen. Und auch so lecker war es nicht, obwohl sie bisher nie hungern
mussten. Darauf legte ihre Mama Syt stets großen Wert.
Und währen sie gemeinsam aßen, kamen immer mehr dieser fremden Wesen
zu ihnen an den Tisch. Da plötzlich sahen alle in der Ferne ein helles
Licht, und es wurde immer großer. Die Elfen, Elfienchen und Feen
verschiedener Gattungen jubelten und riefen:
„Das Nordlicht kommt, das Nordlicht kommt! Hurra!“ und schwupps,
flogen sie alle dem Licht entgegen. Sie umringten es freudig und
kamen mit ihm näher. Dann erst sahen die Mädchen, dass es kein Licht
war, sondern es war eine Frau, die so wunderschön war, dass es den
Mädchen kurzzeitig die Sprache verschlug. Und von dieser überirdisch
schönen Frau ging das Leuchten aus, es war, als käme es aus ihrem
Inneren. Oh, wie schön war dieses Geschöpf… Die Kinder starrten es an
und konnten ihren Blick nicht davon abwenden. Die Frau schien freundlich
zu sein, denn sie hatte ein gütiges Lächeln auf ihrem Antlitz.
Und dann sprach sie:
„Ich hörte, dass es hier im Dorf Besuch von Erdlingskindern gibt!
Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Es ist ja nicht alltäglich,
dass Fremdlinge an diesen Ort dürfen. Ihr müsst etwas Großartiges geleistet
haben, liebe Erdlingskinder.“ Selbst ihre Stimme war besonders, sie klang
rein und klar, die Kinder wurden an das Klingen von Kristallglöckchen
erinnert. Dieses Nordlicht war eingehüllt in einen Umhang, der glänzte
und glitzerte in einem ganz hellen Blau. Auch ihre Haare hatten diese Farbe,
sie fielen lang herunter und erreichten fast den Boden. Nun glaubte Daggi,
die Zwergin, sich einmischen zu müssen. Sie sprach:
„Liebes Nordlicht, es ist schön, dass Du uns wieder einmal beehrst. Wir
haben dich schon lange nicht mehr gesehen. Willkommen bei uns!“ Und dann
bot sie ihr einen Stuhl an, den mindestens ein Dutzend Bibis inzwischen
herangeholt hatten. Und während sich das Nordlicht setzte, fragte sie auch schon:
„Kinder, was habt ihr denn getan, um hier sein zu dürfen?“
Keines der Mädchen war in der Lage zu antworten, so ergriffen waren sie
von der Erscheinung des Nordlichtes. Da flog Thaliog von Hermines Schulter
auf die Frau zu, und setzte sich vertraulich auf ihren Schoß.
„Wegen miss, is bin ausderissen und mein Flattelding war puttig. Sie
haben miss gerettet und gepflegt!“, lispelte er, sich ans Nordlicht wendend.
„Oh, mein süßer, kleiner Schlingel! Du konntest es wieder nicht lassen!“, sprach lächelnd
das Nordlicht. Zärtlich nahm sie Thaliog in ihre Hände und strich ihm liebevoll über sein Köpfchen.
„Du kannst mit uns machen, was du möchtest, aber immer geht es nicht so gut
aus. Du solltest endlich einmal Deiner Mutter gehorchen, Thaliog!“ schalt
sie nun den kleinen Drachen ein wenig.
„Is habe Mami son sagt, dass iss niss wieder tu!“ meinte nun Thaliog ein wenig zerknirscht.
Lachend nahm das Nordlicht das zur Kenntnis und auch ihr Lachen erinnerte an
Glockenklang. Jeder, der hier in dieser Runde saß wusste, dass Thaliog von allen
geliebt wurde. Das gefiel den Kindern, denn auch sie mochten den kleinen Drachen
von Herzen gern. Plötzlich vibrierte der Boden ein wenig, ängstlich sprangen Trixi
und Amelie hoch Doch das Beben klärte sich schnell auf, als Thaliog freudig rief:
„Mami kommt, Mami kommt!“
Ja, nun sahen auch die anderen in der Ferne Goliath heranstapfen. Die kurze Strecke
lohnte es sich wohl nicht zu fliegen. Thaliog flatterte von Nordlichts Schoß hoch
und flog eilig seiner Mutter entgegen. Als Goliath dann ankam, saß der kleine
Frechdachs auf Golis Haupt genau zwischen ihren Hörnern, an denen er sich
festhielt und Kunststückchen vollführte...
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