Dieses Rollibolli, was sich als Moni vorgestellt hatte, plapperte diese
Sätze in einer Geschwindigkeit herunter, dass die Mädchen erst einmal einen
Augenblick brauchten, um alles zu verarbeiten. Doch dann war ihnen klar, das
blaue Rollibolli hieß Moni, das Orange war demnach Veronika und Blacky war
natürlich schwarz. Süß sahen die Drei aus, kuschelig und plüschig und dann
konnten sie noch ihre Formen verändern. Dabei war das Wichtigste: Sie waren
lustig, nein, sie waren urkomisch! Mit denen müsste man kuscheln können…
Die Kinder hatten noch gar nicht zu Ende gedacht, da sprangen die
Rollibollis auf die Schöße von Trixi, Trudi und Giesi.
„Oh, bist du aber weich!“ meine andächtig die kleine Trudi und streichelte
vorsichtig und ganz zart über das orange Plüschfell von Veronika. Auch Trixi
und Giesi erging es nicht anders. Hingebungsvoll schmusten die Beiden mit
Blacky und Moni. Die anderen Mädchen schauten sehnsuchtsvoll auf die drei
Rollibollis in den Händen von Trudi, Trixi und Giesi. Da plötzlich wurden die
Plüschbälle in deren Händen nur noch halb so groß, aber auch Wally, Jeany und
Hermine hielten jeder einen der kleineren Rollibollis in ihren Händchen. Und
dann teilten sich die Plüschbälle so oft, dass jedes der Mädchen
einen in den Händchen hatte, bis auf die kleine Heika.
„Wir können uns nicht mehr teilen!“ wisperte Veronika, das orange
Rollibolli, nun doch auch traurig. Da nahm Giesi den kleinen Blacky in
die Hand und reichte ihn Heika. Freudig, noch mit Tränen im Gesichtchen nahm
in Heika entgegen und nutzte Blacky gleich dafür, ihre Tränchen von vorhin
abzuwischen. Als Heika nun tränenfrei strahlte, kullerte sich der kleine
Rollibolli Blacky zusammen, flog ein wenig nach oben und schüttelte sich
sie Nässe aus dem Fell. Da mussten alle Kinder, aber auch die Phantasiewesen
laut auflachen. Und schon war alle Traurigkeit behoben, naja fast. Giesi ließ
sich nichts anmerken, doch im Herzen war sie doch ein wenig traurig, nun doch
keinen der Rollibollis knuddeln zu können. Nur der kleine Thaliog hatte genau
hingeschaut und ein wenig in Giesis Herz hineingesehen. Er flog
etwas abseits, von allen unbemerkt und überlegte.
Alle anderen unterhielten sich angeregt weiter. Doch da fragte
Lavendel, die wunderschöne zierliche Blütenfee:
„Sagt mal, warum habt ihr eigentlich unsere Syt nicht mitgebracht?“
Die Kinder sahen Lavendel fragend an, Goliath jedoch knurrte.
„Das war‘s ja wohl…!“
Ergeben nickte Daggi, die Dorfverantwortliche.
„Unsere Mami Syt?“, fragte nun auch prompt Wally. Da sprach dann auch
schon das Nordlicht mit seiner hellen, glockenreinen Stimme.
„Ja, meine lieben Kinder. Eure Mama Syt war eine von uns. Sie
war diejenige, die am meisten bestrebt war, das Leid von euch
Erlingskindern zu mildern. Syt war nicht in der Lage, euch in
euren Träumen Trost und Hoffnung zu sein, sie wollte immer mehr.
Syt wollte direkt helfen, sie wollte bei euch sein.“
Den Mädchen kam es vor, als schwinge eine gewisse Traurigkeit
in Nordlichts Stimme. Aber da sprach sie schon weiter.
„Es gibt bei uns eine Möglichkeit, zu den Menschlingen zu gehen
und mitten unter ihnen zu leben. Das hat aber seinen Preis, den
bisher nur unsere Syt zu zahlen bereit war.“
Es folgte eine Stille, die keiner durchbrechen wollte. Die Kinder
warteten geduldig, bis das Nordlicht weitersprach, die anderen
hingen traurig ihren Erinnerungen nach. Tränen schimmerten in den
hellblauen Augen vom Nordlicht, die ihr nun über das zarte Gesicht auf den
Boden kullerten. Sie sah den Drachen bittend an und Goliath verstand sogleich.
„Ich erzähle weiter… Also Syt hatte sich entschlossen, auf der Erde mitten
unter dem Menschlingen zu leben. Sie wollte unbedingt Kindern helfen. Und das
tut sie ja nun. Sie hat mit großer Mühe Euer Waisenhaus eröffnet und versucht
Euch allen gerecht zu werden. Syt möchte aus Euch fröhliche und herzensgute
Kinder machen. Und wenn wir euch so ansehen, hat sie das auch geschafft!“
Stolz schaute Goliath die Mädchen an, als wäre es auch ihr Verdienst. Nun
übernahm es die Zwergin Daggi, die Geschichte von Syt weiter zu erzählen.
„Was glaubt ihr denn, wie es in anderen Waisenhäusern auf der Erde aussieht? Es
herrschen schlimme Zustände dort, die Waisen müssen von frühester Kindheit an
in Wäschereien und Fabriken arbeiten. Und genug zu essen gibt es auch nie. Unter
den Kindern gibt es keine Freundschaften. Ihnen wurde alles genommen
zusätzlich zu Vater und Mutter.“ ...
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