Das was die Kinder da hörten war entsetzlich. Das hatten sie nicht

gewusst. Umso mehr freuten sie sich nun, dass sie ausgerechnet bei

ihrer Mami Syt sein durften. Aber da erzählte Daggi schon weiter:

„Ja, Syt hatte stets von hier aus versucht, zu helfen, aber das

durfte sie nicht. Es ist nämlich so, dass wir in Träume und Wünsche eingreifen

können, aber direkt mit zupacken, das ist uns verboten. Aber unsere Syt scherte

sich nicht darum, bis es dann dazu kam, dass sie verbannt und auf die Erde

geschickt wurde. Das war genau das, was sie bezweckt hatte!“

Da rief die kleine Reni plötzlich dazwischen: „Aber warum ist Mama Syt denn

heute nicht hier? Wir hätten sie doch mitnehmen können!“

Die anderen Mädchen nickten dazu, denn das wäre doch toll gewesen. Traurig

schüttelte die Blütenelfe Lavendel ihr schönes Köpfchen. Dabei fiel

goldfarbener Blütenstaub aus ihrem herrlichen langen Haar und verteilte

sich in alle Richtungen. Sogleich verging die große Traurigkeit, die aufgekommen war.

„Lavendel…!“ knurrte Goliath nur und blinzelte ihr zu. „Ja“, erzählte dann

Lavendel ein wenig schuldbewusst auf Goliath schauend weiter. „Wer einmal von

hier verbannt wurde, hat keine besonderen Kräfte mehr. Es hätte unserer Syt

vielleicht das Herz gebrochen, denn sie ist nun sterblich. Und da sie auf Erden

ein sterblicher Mensch und vor allem erwachsen ist, wissen wir gar nicht, ob

sie uns noch in ihrem Herzen trägt. Denn bei den erwachsenen Menschlingen

siegt oft der Verstand über das Herz. Deshalb vergessen sie unsere Welt.“

Wieder entstand ein Schweigen. Alle dachten nach, die Kinder über ihre

geliebte Mama Syt und die anderen über das Vergessen der Menschlinge.

„Also kann Mami Syt nie wieder hierher zurückkommen, wenn wir groß sind?“ fragte Hermine schüchtern.

„Genau. Syt ist die Rückkehr nicht mehr gestattet. Sie wird bis zu ihrem

Lebensende auf der Erde bleiben. Aber ich glaube nicht, dass es Syt schwerfällt,

denn es war doch ihr größter Wunsch!“ piepste nun wieder Lavendel und

wischte sich mit dem Handrücken selbst ein Tränchen ab.

„Aber woher wisst ihr das alles?“ wollte nun Giesi wissen. „Na von unserer

Erdenmurmel, so nennen wir den Stein des Wissens!“ erklärte das

Elfienchen Minihops und flog aufgeregt hin und her.

„Was ist das, eine Erdenmurmel?“, wollte Klein- Jutta nun wissen.

„Wir haben für jede unserer Welten einen Stein, eine Murmel, oder Kugel,

oder auch Kristall. Die Form ist für jede Welt anders. Aber alle haben eine

Gemeinsamkeit: sie zeigen uns das Wichtigste in dieser Welt. Das Wichtigste

für UNS, damit wir in die Träume hinein schlüpfen und unsere Aufgabe erfüllen

können.“ sprach nun wieder Daggi. „Diese Steine oder in eurem Fall die Erdenmurmel

teilt jedem von uns mit, was er wissen sollte. Es bleibt dann allerdings uns

überlassen, ob wir es auch tun. Aber wer bei uns faul ist, der wird ganz

schnell vergessen. Und wer vergessen wird ist eines Tages plötzlich nicht mehr da!“

„Oh!“ erschraken da die Kinder.

Und Trudi meinte erschaudernd: „Aber das ist ja schlimm!“

„Aber nein!“ nahm da das Nordlicht den Faden wieder auf: „Es sind schon so viele von uns

gegangen, aber es kommen immer wieder neue Wesen zu uns! Und das ist schön. Damit

ist es uns erst möglich, auch künftig zu helfen, denn die heuten Träume sind

ganz anderer Art als die vor tausend Jahren. Wisst ihr, was ich meine?“

Sanft lächelte das Nordlicht in die Runde. Die Mädchen nickten zwar, aber

das Nordlicht war sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich begriffen hatten,

was sie meinte. Das war jedoch nicht so schlimm, es waren ja noch Kinder!

„Wie lange bist Du denn schon da, Goliath?“ fragte Giesi den großen Drachen.

Überrascht, so plötzlich angesprochen worden zu sein, musste Goliath erst nachdenken.

„Hmmm…“, brummte sie: „ich weiß nicht mehr so genau. Aber es war zu einer Zeit,

da die Menschenväter ihren Kindern von riesigen Drachen erzählten, die sie erlegt

hätten. Diese Väter kämpften in einer Blechrüstung mit einer Lanze. Und um ihren Ruhm bei

ihren Kindern noch zu vergrößern, ersannen sie die Geschichten über den Kampf gegen Drachen.“

„Und Thaliog?“ wollte nun Heika wissen.

„Mein Sohn wächst so auf, wie ihr auch auf Erden, nur dass Thaliog aus einem Ei geschlüpft ist.

Ich werde so lange Eier legen und damit für Nachwuchs sorgen, bis ich vergessen werde.

Dann wird es hier keine Drachen mehr geben.“ beantwortete Goliath die Frage.

Und so wurden noch Fragen über Fragen gestellt und niemand wurde müde, diese

zu beantworten. Während dessen sorgten die Bibis immer wieder für Nachschub beim Essen...




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