Dann aber trat Reni einen Schritt zurück und schaute Onkel Max verblüfft an.

„Du siehst ja schick aus!“, murmelte sie, seinen neuen Anzug und Hut genauer betrachtend.

„Ja, mein Kind, ab jetzt wird alles anders! Wir werden zusammen bleiben. Wir sind nun

reich und brauchen uns um nichts mehr zu sorgen!“ erzählte der Onkel, nahm seine

Reni in die Arme wirbelte sie im Kreis umher.

„Darf ich auch einmal?“ fragte schüchtern die kleine Hermine. Kaum gefragt, da

flog auch sie schon durch die Lüfte. Und dann waren auch alle anderen Kinder

dran. Reni stellte die Kinder vor und betonte bei jeder Vorstellung:

„Das ist auch meine Freundin!“

Lächelnd sahen sich die beiden Erwachsenen in die Augen und blinzelten

sich zu. Da ergriff Onkel Max das Wort und meinte:

„Ich habe Euch auch eine Überraschung mitgebracht! Kommt alle mit hinaus!“

„Aber zieht Eure Mäntel, Mützen und Schals über, Mädels!“ rief die Heimleiterin hinterher.

Und dann ging es hinaus, der Schnee foppte die Kinder mit seinen dicken Flocken,

in dem die Schneesterne den Mädchen um die Köpfe wirbelten und auch mal auf der

einen oder anderen Nase liegen blieben. Weiter vorn sahen die Waisen

einen Pferdeschlitten mit einem riesigen Tannenbaum darauf.





„Der ist für Euch, Kinder!“ sagte Renis Onkel und deutete mit seiner Hand auf den Baum.

Jubelnd liefen alle hin, die Mädchen fassten sich bei den Händen und tanzten immer rundherum

um Pferde und Schlitten. Syt und Max sahen lächelnd zu, wie die Kinder sich freuten.

„Danke!“ kam leise von Syt. Sie war so ergriffen, dass sie andächtig ihre Hände faltete

und gen Himmel schaute. Gemeinsam trugen sie dann den großen Baum hinein.

Später brachte Onkel Max noch viele Pakete in den Essensaal, der ja auch gleichzeitig

Aufenthaltsraum war. Dort stand nun in ihrer ganzen Größe und Prächtigkeit die Weihnachtstanne.

„Oh je, die können wir gar nicht schmücken, wir haben viel zu wenig Nüsse!“ überlegte

Trudi, doch Onkel Max zeigte nur auf die Pakete.

„Aber packt sie vorsichtig aus!“, fügte er noch hinzu und ging nach draußen, um noch

einige Kisten zu holen. Während die Mädchen auspackten, kamen sie aus dem Staunen nicht

wieder heraus. Sie wickelten aus weichem Seidenpapier silberne Glaskugeln und rote Glöckchen

aus. Und all diese Glasanhänger glänzten heller als alles, was sie bisher kannten. Am

meisten Freude machte es den Mädchen, diese wunderschönen zarten Glasgebilde Mama Syt

und Onkel Max zu reichen, die sie oben am Baum anhängten. Die Krönung jedoch war ein großer

goldener Stern, der blitzte im Licht der Öllampen und strahlte sein freundliches Licht bis

in die Herzen der Waisen. Als der Baum mit diesen Glaskugeln geschmückt war, packte Max noch

eine Unmenge roter Kerzen aus. Dazu gab es grün angemalte Füßchen, die an den Zweigen

festgeschnappt werden mussten. Dort drin thronten dann die Kerzen. Und das Schönste daran war,

dass noch so viele Kerzen übrig blieben, die dann in den nächsten Tagen aufgesteckt werden konnten.

Am Abend wurde Max eingeladen, doch zum Abendessen zu bleiben, das Essen war zwar karg, aber er war

dann nicht allein am Heiligen Abend. Und für die Nacht würde Mama Syt ihm in ihrem Büro eine

Matratze hinlegen, wo er auch übernachten konnte. Die Freude darüber konnte man Renis Onkel ansehen,

denn vor Rührung kullerten ihm Tränen über seine Wangen.





Nach dem Abendessen setzten sich alle wieder gemeinsam um den Kamin. Onkel Max entzündete

die Kerzen am Weihnachtsbaum. Wie der dann strahlte und glänzte. Ergriffen schauten die Kinder

immer wieder hin, der Weihnachtsbaum war einfach zu schön! Dann ließ auch Max sich vor dem Kamin

nieder und fing an von seiner Reise zu erzählen. Mucksmäuschen still waren die Mädchen und hörten

interessiert zu. Es war toll, wo Max überall war. Er konnte das so gut erzählen, dass niemand ihn

unterbrach. Dann kam er zu dem Punkt, wo er einem kleinen Jungen das Leben rettete. Und das unter

Einsatz seines Eigenen. Der Vater des Jungen war ein Fabrikbesitzer und unermesslich reich. Onkel Max

beteuerte, er hätte es gern gemacht und wolle dafür kein Geld. So nahm der vornehme Mann Max mit nach

Hause und stellte ihn seiner Frau vor. Diese weinte vor Dankbarkeit, hatte er doch ihr einziges Kind gerettet...




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