hochzeit

Die Austattung eines Brautpaares kurz nach dem 2. Weltkrieg


Vor einiger Zeit habe ich auf dem Rückweg von einem Besuch im Pfarramt Puderbach meine Cousine, nennen wir sie hier "die Braut", besucht.
 Ich hatte meine Fotos und die Dokumente meiner Familienforschung dabei.
Sie sortierte auf ihrem Hochzeitfoto von 1946 erst einmal die Personen.
 Einige kannte ich, da sie ja " Familie" waren.
Einige erkannte ich erst, nachdem sie mir die Namen genannt hatte, und wieder andere waren mir fremd.
Wir kamen ins erzählen, und sie berichtete mir von ihren Hochzeitsvorbereitungen kurz nach dem Krieg, als man noch auf "Marken" Lebensmittel und Kleidung bekam.

Sie und ihr Mann lernten sich gegen Kriegsende kennen, nachdem feststand, daß Hochzeit gehalten werden sollte, kam natürlich die Frage auf: was ziehen wir an?
Was gibt es zu essen?
Guter Rat war Teuer, zu kaufen gab es wenig, und aus der Landwirtschaft konnte man kaum etwas abzwacken, da alles registriert worden war.

So setzte sich ihre Brautausstattung zusammen:

Das Brautkleid stammte von der Ehefrau des Lehrers, eingetauscht gegen Butter und Speck.
Die Lehrerin des Dorfes lieh meiner Cousine weiße Strümpfe und änderte auch das Kleid.
Die Schuhe lieh eine Nachbarin, sie paßten sehr gut, da sie 2 Nummern zu groß und auch schon schief getreten waren.
Brautkranz und Schleier wurden ebenfalls in der Nachbarschaft geliehen.
Der Brautstrauß wurde mit Blumen aus dem eigenen Garten gebunden.

Der Bräutigam bekam folgendes Outfit:

Spender der Hose war der Opa
Das Oberteil war ein Gehrock
 ( eine lange Jacke mit noch zwei längeren Hinterteilen, Schweif, im Volksmund: "gehste henner mich" genannt), ebenfalls ausgeliehen.
Vom Großvater waren die hohen Schnürschuhe, die viel zu klein waren.
Der Zylinder wurde im Dorf geliehen.
Nun fehlten noch die Trauringe, hiermit half der Bruder des Bräutigams aus, er schenkte nicht, nein er lieh die seinen für diesen Tag aus.

Nun wurde sich Gedanken gemacht, was es zu essen geben sollte.
Meine Tante hatte zwar Landwirtschaft, und somit auch Schweine im Stall, aber das Dilemma war ja, daß man das schlachten eines Tieres in Puderbach beim Wirtschaftsamt anmelden mußte.
Das Gewicht des Schweines wurde umgerechnet auf die im Haushalt lebenden Personen.
Anteilmäßig bekam man dafür Fleischberechtigungsscheine fürs ganze Jahr.
Für diese Hochzeit wurde sämtliche Scheine auf einmal eingetauscht.
Die Beilagen stammten aus eigenem Anbau.

Es wurde eine schöne Hochzeit. Meine Cousine und ihr Mann bekamen 2 Kinder mit denen ich teilweise aufgewachsen bin.

Der kleine Junge auf dem Foto ist aber nicht ihr Nachwuchs, sondern mein jüngster Bruder.








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